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Social Media ist in aller Munde - braucht es da noch Blogs?

Plädoyer für einen wichtigen Besitzkanal im Content-Marketing

Ob LinkedIn, Instagram oder TikTok. Es scheint , dass die dritte Welle des Social Webs den alten Formaten den Rang abläuft. Sollten Unternehmen Ihre etablierten Besitzkanäle dafür opfern oder nicht? Und lohnen sich neue Blogs überhaupt noch?

In Konkurrenz zu den „Algorithmen gesteuerten“ News-Streams der Social Media Giganten mögen die Beiträge in Corporate- und Private Blogs zunächst sehr nüchtern und weniger spannend wirken – aber gerade diese Unaufgeregtheit und das starke persönliche Engagement der Verfasser macht das Medium nach wie vor spannend! Ich bin immer wieder begeistert welche hohe Qualität man dort findet und wie wichtig ein breiter und kritischer Austausch ist. Gerade in Zeiten, wo eine reflektierte Berichterstattung immer mehr dem „softening the news“ weichen muß…

Generell halte ich Social Media -nicht- für eine belastbare, fundierte Informationsquelle. Warum? Mir sind die Algorithmen unbekannt und ich weiß, dass der überwiegende Teil komplett automatisiert ohne jedwede Kontrolle durch Journalisten/innen bzw. Redakteure/Redakteurinnen zusammengestellt wird. Wer braucht sowas überhaupt – dann kann ich auch BILD-Zeitung lesen. Wobei mancher Aufmacher bei BILD durchaus Charme besitzt und ein Schmunzeln hervorrufen kann.

Die stärkste Droge, die von den Social Networks ausgeht sind ihre Apps... Ihnen alleine ist der kometenhafte Aufstieg zu verdanken. Aber selbst wenn die angebotenen Apps bequem sein mögen und ideale Zugriff- und Kommentiermöglichkeiten bieten, sehe ich darin keinen echten Mehrwert. Vielmehr lenken Sie einen von wichtiger Arbeit ab. Weniger davon wäre also durchaus produktiver.

Veränderte Mediennutzung und fehlende Tool-Kenntnisse

Ich stimme allerdings zu, dass Blogs aufgrund der veränderten Mediennutzung in Richtung Bewegtbild an Aufmerksamkeit und Attraktivität zurückstecken mussten. Allerdings ist jederzeit eine Renaissance möglich. Wer hätte vor 5 Jahren gedacht, dass Podcasts und GIF-Animationen wieder kommen? Alles unterliegt eben auch Moden. Der Mut Regeln zu brechen gehört immer dazu.

Dass Blogs an Traffic verlieren hat auch damit zu tun, dass viele Nutzer die Basiswerkzeuge wie einen Feed-Reader nicht mehr kennen oder nicht mehr nutzen wollen. Diese gehören m.E. wieder stärker auf alle Endgeräte. Jeder Blog-Betreiber sollte daher deren Einsatz (insbesondere die Open Source Tools) bewerben, wo immer es nur geht. Ohne diese Infrastruktur haben es sonst die großen Gatekeeper leicht andere Content Angebote zu verdrängen oder auszuspielen. Auch das Verlinken der Blogs untereinander und die Kultur der Gastbeiträge sollte wieder stärker gepflegt werden.

WordPress Dominanz blockiert Evolution

Zusätzlich brauchen wir weniger WordPress-Blogs und mehr echte WP-Blog-Alternativen. Ich denke, dass die starke Dominanz von WordPress die Blog-Kultur ab einem bestimmten Zeitpunkt auch geschwächt hat. Inzwischen sind längst bessere, einfachere Lösungen am Markt – die günstiger und leichter zu managen sind. Nur diese dringen nicht durch, weil die meisten Webagenturen und Webhoster mit WordPress besser verdienen dürften. Von einem WordPress-Blog geht ein sehr starker "Vendor Lock-in" aus, das Kunden behindert, den Anbieter mal schnell zu wechseln. Dadurch werden Blog-Betreiber quasi beim Anbieter "eingesperrt", da ein Wechsel des Hosters oder des Content-Management-Systems zu sehr hohen Wechselkosten führen würde.

Die stille Inflation der Inhalte

Auch gebe ich noch etwas anderes zu bedenken: Wer Social Media Anbieter immer stärker
mit Content füttert, sägt an seinem eigenen Ast. Diese „Walled Gardens“ sind reine Verwertungsmaschinen und profitieren von den kostenfrei gestellten Contents stets mehr als die Urheber selbst. Da die kostenfrei zur Verfügung gestellten Contents dort immer mehr werden, inflationieren diese auch immer stärker. Sprich die Contents konkurrieren zunehmend und werden auch gegeneinander ausgespielt. D.h. auch mein Share-of-Voice sinkt… Ob sich dann diese ganze Arbeit überhaupt noch lohnt, bleibt fragwürdig. Denn nur, wenn die Klickraten der Follower stimmen, wird ein Beitrag überhaupt breiter ausgespielt. Die vielen Vorarbeiten, die bei Social Media Kanälen für ein erfolgreiches Gelingen zu leisten sind, dürfen nicht unterschätzt werden. Umsonst gibt es auch dort nichts…

Diversität bei Online Kanälen senkt Abhängigkeit von Quasi-Monopolisten

Es gehört zu den Grundregeln der Ökonomie Lieferbeziehungen zu diversizieren. Wer als Unternehmen seine Bekanntheit und Kundengewinnung auf viele Quellen stützen kann, hat enorme Vorteile bei plötzlichen Ereignissen. Dies gilt nicht für Suchmaschinen- und Social Media Marketing. Auch ein starkes Netz an vermittelnden Websites und Suchtreffern in kleineren Suchmaschinen und Katalogen hilft widerstandsfähiger zu werden. Daher sollten Blogs immer auch in Verbindung mit Newsletter-Services geplant und umgesetzt werden. Für den Fall, dass man im Suchmaschinen-Ranking bei Google oder woanders zurückfällt, bleiben so zumindest noch weitere Akquisekanäle erhalten.

Kurz: Blogs sind eine Rückversicherung und ein starker Besitzkanal, der nicht leichtfertig geopfert werden sollte. Die Kräfte dieses Mediums sind immer noch enorm, wenn jeder Blog sich als Teil eines starken, unabhängigen Netzwerkes begreift. Auch in Zukunft muß guter Traffic kostenfrei und autark sichergestellt sein. Daran können wir alle mit Feeds, Feed-Readern und Empfehlungen (Backlinks) arbeiten! Ansonsten wird das freie Internet und die Vielfalt, die wir mal kannten bald nicht mehr geben.



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